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BHAG oder lieber doch SMART?

Wer den Sprung auf Next Level machen will, braucht auch große, schwierige, waghalsige Ziele und nicht nur smarte Zielchen.


Edwin Locke und Gary Latham, die Begründer der modernen Zieltheorie, wie sie in den meisten Unternehmen Anwendung findet, stellten den Zusammenhang zwischen Motivation und Zielsetzung her. Ihre zentrale Annahme besteht darin, dass Motivation und die Leistung maßgeblich durch Ziele und die Rückmeldung über deren Erreichung funktioniert.

Kurzfassung: Wir sind motivierter, wenn die Rückmeldung positiv ausfällt, wir also unsere Ziele, die in realistischem Maß über dem bisherigen Leistungsniveau liegen sollten, auch erreichen.

Aus dieser Theorie ist die SMARTe Zielsetzung entsprungen. Die Ziele sollten specific, measurable, attainable, realistic und time-phased sein.

Allerdings sagt Locke auch: "Je schwieriger ein Ziel, desto höher das Leistungsniveau...Obwohl Probanden mit sehr anspruchsvollen Zielen, ihre Ziele wesentlich seltener erreichten als diejenigen mit einfachen Zielen, arbeiteten die Erstgenannten konstant auf einem höheren Niveau." Er formuliert weiter: "Die Festlegung spezifischer und herausfordernder Ziele ist auch ein Mittel, um das Interesse an der Aufgabe zu erhöhen und den Mitarbeitern dabei zu helfen, die spannenden Aspekte einer Aufgabe zu entdecken." (aus Edwin Locke: Toward a Theory of Task Motivation and Incentives, Organizational Behavior and Human Performance 3, 1968)


Der Motivation, die aus der Erreichbarkeit von Zielen gezogen werden kann, steht also eine Motivation gegenüber, die sich aus der Schwierigkeit, Komplexität und Innovationspotenzial der Aufgabe ergibt.


Das hat Auswirkungen auf die Gestaltung von Zielsystemen und jenen Mitarbeitern, die die gesteckten Ziele erreichen sollen:

  1. Die Erreichbarkeit von Zielen motiviert eher jene, die ihre Komfortzone schätzen gelernt haben. Das ist die SMART Zone

  2. Je schwieriger ein operatives Ziel zu erreichen ist, umso motivierter werden die Leistungsträger, kreativen Köpfe und Vorwärtsdenker im Unternehmen. Das ist die BHAG Zone


Ein BHAG ist nicht zu verwechseln mit einer Vision oder Mission im Unternehmen. Nein, ein Big, Hairy, Audacious Goal ist ein schwer zu erreichendes, aber realistisches OPERATIVES Ziel, dass das Unternehmen in die nächste Entwicklungsebene katapultiert.

So formulierte Larry Page (Google) das Ziel von 20 Millionen Usern für Google Chrome im Jahr 2008, 50 Millionen für 2009 und 111 Millionen für 2010.

Obwohl das Ziel bereits 2008 verfehlt wurde, setzte ein Denkprozess ein, der im Zentrum der Frage nachging: "Was müssen wir anders machen?" und nicht "Wer hat was falsch gemacht?" - Das Ziel für 2010 wurde schließlich sogar übertroffen (OKR, John Doerr, 2018. "Die Google Chrome Geschichte" S.137ff)


Was wäre geschehen, wenn sich der CEO mit einer jährlichen Steigerung von 10% als SMARTes Ziel formuliert hätte und dafür auch noch Boni an sein Management Team ausbezahlt hätte?

Google würde es in der heutigen Form nicht geben.


Unternehmen, die ausschließlich auf SMARTe Ziele setzen, sind nicht in der Lage, ihre "Mondlandung", zu verwirklichen.


Wer sich zu stark auf Erreichbarkeit konzentriert, wird zwangsläufig ins Mittelmaß abrutschen.

  • Mitarbeiter, die Herausforderungen lieben und Leistungsorientierung zeigen, werden zu wenig gefordert und sich rasch umorientieren.

  • Mitarbeiter, denen das "Hier und Jetzt" genügt, werden alles tun, um die Komfortzone nicht verlassen zu müssen. Dazu sind sie nämlich meist gar nicht mehr in der Lage

  • Märkte und Innovationen werden an Ihrem Unternehmen vorbeiziehen, ohne dass Sie es merken. Wenn Sie es merken, sind Sie im Mittelmaß angekommen.

Was wirklich erfolgreiche Unternehmen ausmacht, ist das Streben nach den echten Herausforderungen, den BIG HAIRY AUDACIOUS GOALS.


  • Welche Ziele geben Sie Ihren Abteilungen, Mitarbeitern vor?

  • Welche davon sind SMART, welche wirklich BHAG?

  • Wie sieht das Verhältnis zwischen diesen beiden aus?

  • Wie motivieren Sie, um Ziele zu erreichen? Was tun Sie darüber hinaus noch?

  • Was unternehmen Sie, wenn Ziele nicht erreicht werden?

  • Welche Ihrer Mitarbeiter sind eher durch Erreichbarkeit und welche durch Herausforderung motiviert?

  • Wann hatten Sie zuletzt das Gefühl etwas "Unerreichbares" umgesetzt zu haben?

  • Woran denken Sie, wenn Sie sich genau jetzt ein solches "großes, schwieriges, waghalsiges, Ziel" vorstellen?



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